Oberkirche
Vom Eingang führen rechts und links zwei Treppen mit frühbarocken Darstellungen der Schutzmantelmadonna in die Oberkirche des Bürgersaals.
Dieser rechteckige, helle Raum gleicht einem barocken Festsaal. Der Blick des Besuchers wird zum Hochaltar gelenkt. Da die Architektur des Altars im Krieg zerstört wurde, wirken die großen, silbern und golden schimmernde Relieffiguren des Engels, der Maria die Menschwerdung Jesu ankündigt, wie Gestalten auf einer barocken Bühne. Es ist ein Werk des Tiroler Bildschnitzers Andreas Faistenberger aus dem Jahr 1710.
Unter dem Verkündigungsbild wurden nach dem Krieg auf dem Altartisch vier Silberbüsten aufgestellt, die der Münchner Goldschmied Joseph Friedrich Canzler um 1768 nach Modellen von Ignaz Günther schuf. Sie stellen vier heilige Männer dar, die in besonderer Beziehung zur Gottesmutter Maria standen: den Hl. Joseph und den Hl. Johannes den Täufer, den Hl. Apostel Johannes und den Hl. Joachim. Altarbereich
In den Ecknischen der Altarwand stehen Statuen der Hl. Anna, der Mutter Marias, und des Hl. Joseph, ihres Bräutigams. Sie wurden 1947 von Roland Friedrichsen geschaffen. Hl. Anna und Hl. Joseph
In der Weihnachtszeit wird im Chorraum der Kirche ein bis zu den Schultern eng umwickeltes, „gefatschtes" Christkind Kunstwerke zur Verehrung ausgestellt. Diese Figur gehörte seit etwa 1600 der Augustinerkirche und kam 1817 in den Besitz der Männerkongregation, wo es hoch verehrt wurde. Die Wände der Oberkirche sind durch marmorierte Pilasterpaare gegliedert.
Da der Bürgersaal in die Häuserzeile eingefügt ist, sind die hinteren drei Fenster rechts und links zugemauert. Hier hat sich etwas vom alten Freskenschmuck der Oberkirche erhalten, den 1710/12 Anton Johann Gumpp schuf. Die Bilder stellen Szenen aus dem Leben Marias dar: die Heimsuchung Marias, die Darstellung Jesu im Tempel und die Pieta auf der östlichen Seite, der Tempelgang Marias, die Geburt Marias und Maria als Immaculata auf der westlichen Seite. Marienfresken
Über den Fenstern weisen Embleme von 1710/11 auf Ehrentitel und Tugenden Marias hin.
Die 14 Ölgemälde unter den Fenstern malte (bis auf eines) der Landschafts- und Schlachtenmaler Franz Joachim Belch um 1725/30. Sie zeigen beliebte Wallfahrtsorte in Kurbayern.
Beim Wiederaufbau der Bürgersaalkirche nach dem Krieg wurde 1959 auch das Dekor der Decke nach alten Stichen rekonstruiert. Die in reichem Stuck gerahmten Namen Josephs (über der Empore), Marias (in der Mitte) und Jesu (über dem Altarraum) weisen den Raum als Wohnung der „Heiligen Familie" aus.
Die 1973 von Hermann Kasper geschaffenen Deckengemälde zeigen den Sinn nach: die Anbetung des Kindes, des Gottessohnes, und die Aufnahme Marias, als Bild des erlösten Menschen, in die Herrlichkeit des Himmels.
Die Medaillons im Gewölbe zeigen die Tiersymbole der vier Evangelisten und zwölf Wappen Münchener Innungen, denen früher wohl die meisten Mitglieder dieser Männerkongregation angehörten.
Infolge der Säkularisation kamen auch zwei bedeutende Werke des Rokokoschnitzers Ignaz Günther in die Bürgersaalkirche: die Kanzel und die Schutzengelgruppe. Die Kanzel hatte Günther nach 1770 für die (1809 abgebrochene) Kirche der Barmherzigen Brüder geschaffen. Vom Original haben nur die Figuren des Schalldeckels, ein Verkündigungsengel und Putten mit den Symbolen von Glaube, Hoffnung und Liebe, die Zerstörungen des Krieges überstanden.
Die Schutzengelgruppe schnitzte Günther 1763 für die Schutzengelbruderschaft der Karmelitenkirche. Sie zeigt einen Engel, der einen kleinen Jungen unbeschadet über eine Schlange, das Sinnbild der Sünde, geleitet und ihn auf den Himmel weist. Sie steht heute im Kongregationsmuseum.
Dafür ist unter der Orgelempore seit 2013 eine Marienstatue von Hans Degler, um 1615, aufgestellt.
Die Bürgersaalkirche wurde im Laufe ihrer Geschichte mehrmals umgestaltet. Im Krieg wurde sie 1944 bei Fliegerangriffen schwer beschädigt. Zerstörung 1944
Seit 1959 hat sie ihr ursprüngliches Aussehen weitgehend zurück erhalten und dient auch heute wieder dem Gebet und den Gottesdiensten der Marianischen Männerkongregation. Wiederaufbau
Die zu Ehren P. Rupert Mayers geweihte Orgel wurde 1994 von der Firma Vleugels, Hardheim-München, gebaut. Gemäß einem Stich von 1730 ist sie auf zwei große Gehäusekästen zwischen den Südfenstern verteilt, während das Brüstungspositiv zusätzlich hinzukam. Sie umfasst 50 Register mit 2905 Pfeifen.