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Der Weihnachtsfestkreis

Der Weihnachtsfestkreis im liturgischen Kirchenjahr

Advent:

Die wesentliche christliche Adventszeit dauert 22 bis 28 Tage und enthält immer vier Sonntage. Der erste Adventssonntag markiert immer den Beginn der Adventszeit und gleichzeitig den Beginn eines neues Kirchenjahres. Der Grund für die variable Länge der Adventszeit liegt in der Tatsache begründet, dass der Beginn an einen bestimmten Wochentag, dem Sonntag gebunden ist, das Ende aber an ein festes Datum dem 24. bzw. 25. Dezember. Daraus folgt, dass der erste Adventssonntag immer zwischen dem 27. November und dem 03. Dezember liegt bzw. der letzte Adventssonntag immerzwischen dem 18. und 24. Dezember.
 
Seit dem Ende des 4. Jahrhunderts läßt sich in Spanien und Gallien eine zunächst dreiwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten beobachten (lat. adventus: Ankunft; griech. epiphaneia: Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Menschwerdung), die sich durch eifrigen Gottesdienstbesuch und Askese (Fasten, gute Werke) auszeichnet.
 
 
 
Entstanden sein dürfte der Advent (auch: Adventfasten, Adventquadragese, Ankunft unses Herrn, Singezeit, Quadragesima parva, Winterquadragese) unter orientalischem Einfluß als Vorbereitungszeit auf die Taufe. Nach Gregor von Tours (+ 594) hat Bischof Perpetuus von Tours (+ 491) eine vierwöchige Adventfastenzeit nach dem Vorbild der österlichen Fastenzeit eingeführt, beginnend nach Martini (den Adventbeginn nannte man auch: caput adventus). Martini (Schlachttag, Martinsminne, Heischegänge, Lichterprozession) und der 11.11. als letzter Tag vor der früheren Fastenzeit haben darum närrische Züge angenommen (winterliches Karnevalsbrauchtum): Der Karneval findet gleichfalls vor dem Fastenbeginn im Frühjahr statt.
 
Seit der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts galt in der gallischen Liturgie das Adventsfasten allgemein; pastoral akzentuiert waren Buße und Umkehr: Erwartet wurde die Geburt des Erlösers, dessen gegenwärtige Heilswirkung bereits erfahren und die als Beweis der Vollendung der Erlösung bei der Wiederkunft Christi gefeiert wurde. Im 6. Jahrhundert läßt sich das Begehen des Advents auch in Rom nachweisen, allerdings wohl sechs Sonntage umfassend, was Papst Gregor I. (+ 604) zur Kürzung auf vier Sonntage veranlasste.
 
Erst die dem Konzil von Trient (1545 - 1563) folgenden Liturgiebücher schrieben den Advent gesamtkirchlich vierwöchig vor; Mailand hält bis heute an einem sechswöchigen Advent fest. Die reformatorischen Kirchen stehen in der römischen Tradition. Die Syrer bezeichnen die vier (Ostsyrer) bzw. fünf (Westsyrer) Wochen vor dem Weihnachtsfest als "Wochen der Verkündigung".

Adventssonntage:

Die Namen der vier Adventssonntage leiten sich von den Anfangsworten des "Introitus", dem Eingangspsalm der Heiligen Messe ab.
 
1. Adventssonntag: Ad te levavi
(Ad te levavi animam meam / Zu dir erhebe ich meine Seele)
 
 
2. Adventssonntag: Populus Sion
(Populus Sion, ecce Dominus veniet ad salvandas gentes /
Volk von Zion, siehe, der Herr wird kommen, zu retten die Völker)
 
 
3. Adventssonntag: Gaudete
(Gaudete in Domino semper / Freut euch im Herrn allezeit)
 
 
4. Adventssonntag: Rorate
(Rorate, coeli desuper, et nubes pluant iustum / Tauet, ihr Himmel,
von oben, und die Wolken sollen herabregnen den Gerechten)
 
Heiligabend: 
 
Der 24. Dezember (Heiligabend) ist der letzte Tag des Advents und steht symbolisch für den Sonnenuntergang am Vorabend eines Festes. Diese Tradition wurde aus den alten jüdischen Überlieferungen entnommen und in die Liturgie des Kirchenjahres eingefügt. Heiligabend ist kein eigenes Fest, sondern entspricht eher dem Charketer einer Nachtwache (Vigil). Traditionell begann die Christmette früher immer um Mitternacht, also mit dem Beginn des Hochfestes der Geburt des Herrn (25.12.).

Weihnachtszeit:

 
Hochfest der Geburt des Herrn:
 
Die christlichen Kirchen des Westens feiern seit dem 4. Jahrhundert am 25. Dezember das Hochfest der Geburt des Herrn. Im weströmischen Reich war es üblich, an diesem Tag das heidnische Fest "Sol invictus" zu feiern, das dem Sonnengott und der beginnenden Wintersonnenwende gewidmet war. Die Christen des weströmischen Reiches feierten fortan an diesem Tag die Geburt von Jesus Christus, als das wahre Licht der Welt.
 
"Ze wihen nahten", in der heiligen Nacht, wenn "das Licht in die Finsternis leuchtet" (Joh 1,5), wird "Weihnacht" (Singular!) gefeiert, das Christfest oder genauer: das Fest der Geburt Christi.
 
In dem Maße, wie sich die Erkenntnis von der zweifachen Wesenheit Christi - wahrer Gott und wahrer Mensch - entwickelte, wurde die Menschwerdung Christi auch liturgisch gefeiert. Gab es ursprünglich parallel zum Fest der Auferstehung an Ostern nur das Fest der Erscheinung des (göttlichen) Herrn am 6. Januar, kam seit dem 2. Jahrhundert das Fest der Geburt Christi auf. Papst Liberius legte 354 die Feier des Weihnachtsfestes auf den 25. Dezember fest. Die Dauer des Weihnachtsfestes wurde von der Mainzer Synode 813 für Deutschland auf vier Tage bestimmt.
 
Unser heutiges Weihnachtsfest entwickelte sich in mehreren Schritten. Im 3. bis 5. Jahrhundert wurde Weihnachten zu einem Fest. Im 5. und 6. Jahrhundert wird Weihnachten zum dritten Hochfest der Christen. Im 6. bis 9. Jahrhundert bildet sich der weihnachtliche Festkreis aus. Vom 9. bis 16. Jahrhundert falteten sich viele Festformen aus, die noch für uns heute Weihnachten ausmachen: Weihnachtslieder, Krippenverehrung, Schmücken, Friede usw.. Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert verändert sich Weihnachten: Weihnachten wird zunehmend romantisch, in evangelischen Kreisen zum Kinderbeschenktag, der Christbaum und die Krippe halten Einzug in die Privathäuser. In Fortsetzung dieser Tradition wird Weihnachten im 18. bis 20. Jahrhundert zu einem Familienfest. Spätestens im 20. Jahrhundert steht Weihnachten in der Gefahr, zu einem folkloristischen Konsumfest zu verkommen. Der Weihnachtsfestkreis gliedert sich in Advent und Weihnachten.
 
 
Fest des heiligen Stephanus:
 
 
Am 26. Dezember wird sowohl der 2. Weihnachtsfesttag, als auch das Fest des heiligen Stephanus begangen. Stephanus, erster Märtyrer (Griechisch: „Kranz, Krone”), war einer der sieben Diakone der christlichen Urgemeinde zu Jerusalem. In Streitgesprächen besonders vor hellenistisch gebildeten Juden vertrat er die Wahrheit der Lehre Jesu Christi. Auch vor dem Hohen Rat zu Jerusalem hielt er eine glänzende Verteidigungsrede (Apg. 7). Deshalb wurde er zum Tode durch Steinigung verurteilt. Bei der Vollstreckung des Urteils legten die Zeugen ihre Kleider zu Füßen des Saul, des späteren Apostels Paulus, nieder. Nach dem Tod von Stephans mussten die hellenistisch gebildeten Christen Jerusalem verlassen und gründeten Gemeinschaften außerhalb der Heiligen Stadt. - Stephanus Gebeine wurden 415 aufgefunden. Teile seiner Reliquien kamen später über Konstantinopel nach Rom. Die in Aachen befindlichen Reliquien wurden bei der Messe zur Königskrönung in einem kostbaren Reliquiar, der Stephansbüste, ausgestellt. Sein Kult ist besonders im Süden des deutschen Sprachgebietes bis weit östlich in den Donauraum verbreitet.
 
Fest der Heiligen Familie:
 
Der erste Sonntag nach dem Weihnachtsfest ist der Heiligen Familie gewidmet. Unter der "Heiligen Familie"versteht man Josef, Maria und das Jesuskind. Angaben hierzu enthält das Neue Testament nur wenige: Mt 2, 13 - 23 und Lk 2, 41 - 52. Um so ausgiebiger speist sich dieses Motiv der Literatur und Kunst aus den apokryphen Texten. Mt 2, 13 - 23 berichtet kurz von der Flucht der Heiligen Familie aus Betlehem nach Ägypten. Auf Weisung eines Engels fliehen Maria, Jesus und Joseph. Sie kehren auf eine weitere Weisung des Engels im Frühjahr 4 vor Christus zurück, allerdings aus Furcht vor Archelaos (4 v. Chr. - 6 n. Chr.), dem Nachfolger des Herodes, nicht nach Betlehem, sondern nach Nazareth in Galiläa, das im Einflußgebiet des Herodes Antipas (4 v. Chr. - 39 n. Chr.) lag (Mt 2, 19 - 23). Lk 2, 39 enthält einen kurzen Hinweis auf die Rückkehr.
 
Eine genauere Beschreibung der näheren Umstände der Flucht liefern die neutestamentlichen Apokryphen (z.B. Pseudo-Matthäus-Evangelium). Ausgelöst wird die Flucht durch den drohenden Betlehemitischen Kindermord (Mt 2, 16 - 18) durch König Herodes (37 - 4 v. Chr.), dessen die Kirche am Fest der Unschuldigen Kinder gedenkt. In der Forschung sind sowohl der Betlehemitische Kindermord als auch die Flucht nach Ägypten umstritten: Den einen gilt sie als Legende, weil es keine historischen Belege gibt; andere gestehen der Erzählung Symbolwert zu, weil sie im Hinweis des Mt 2, 15 auf Os 11, 1 einen vom Evangelisten gewollten Vergleich zwischen dem Aufenthalt des israelitischen Volkes in Ägypten und Jesu Aufenthalt sehen. Demgegenüber verweisen andere Forscher darauf, dass die Erzählung von der Flucht nach Ägypten keine legendarischen Züge aufweist und durchaus in die seinerzeitige politische Lage passt. Die Flucht nach Ägypten scheint wohl auch den zeitgenössischen Rabbinen bekannt gewesen zu sein, wie Quellen vermuten lassen.
 
Die Flucht selbst, aber auch die einzelnen Episoden, haben literarische und künstlerische Phantasien geweckt: Ab dem 5./6. Jahrhundert bis zum 19. Jahrhundert ist sie Gegenstand zahlreicher Gemälde.
 
In mittelalterlicher Zeit galt der 14. Januar als Gedenktag der Flucht der heiligen Familie nach Ägypten. Seit der nachkonziliaren Kalenderreform 1969 wird das Fest der Heiligen Familie am Sonntag in der Weihnachtsoktav gefeiert. Falls kein Sonntag in die Oktav fällt, gilt der 30. Dezember.
 
Hochfest der Gottesmutter Maria:
 
Noch vor dem 7. Jahrhundert war es in Rom üblich, am 1. Januar ein Fest Natale sanctae Mariae zu feiern, ein allgemeiner Gedenktag der Gottesmutter, kein Fest der Geburt. Die Übernahme der byzantinischen Marienfeste am 25. März (Verkündigung Mariens) und 15. August (Himmelfahrt Mariens) nahmen diesem Fest aber die Bedeutung. Das in Spanien und Gallien am 1. Januar übliche Fest der Beschneidung des Herrn wurde im 13./14. Jahrhundert von Rom übernommen und blieb bis zur Kalenderreform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erhalten. An diesem Tag gedachte man der Beschneidung Jesu acht Tage nach der Geburt, wie in Lk 2,21 berichtet. 1969 wurde der Festtag wieder zu einem Marienfest umgewandelt: Hochfest der Gottesmutter Maria. An diesem Tag soll auch der Namensgebung des Herrn gedacht werden, für die es ein eigenes Fest nicht mehr gibt.
 
Hochfest der Erscheinung des Herrn (Epiphanie):
 
Griech. Epiphania bezeichnet "Erscheinung, Offenbarwerden" und wurde auf den römischen Kaiser angewandt: Ankunft oder Auftreten des Herrschers, Staatsbesuch. Epiphanie oder Erscheinung des Herrn heißt seit alters das zweite Weihnachtsfest am6. Januar. Während der 25. Dezember die Menschwerdung oder Inkarnation feiert, wird am 6. Januar die Göttlichkeit Jesu Christi vorgestellt.
 
Aus diesem Grund scheint auch das Gedächtnis der Heiligen Dreikönige, die wenigstens in Deutschland den eigentlichen Festtagssinn überdecken, auf diesen Tag gelegt worden zu sein: Gelehrte Heiden, die als erste vor Jesus mit Geschenken niederknien, die einem König oder Messias gebühren, beleuchten die Göttlichkeit des Neugeborenen.
 
Da die römischen Kaiser sich als Götter verehren ließen, wurde parallel zu Epiphanie die Bezeichnung Theophanie eingeführt, um die Erscheinung des Gottes hervorzuheben. Kleine Weihnacht oder Groß-Neujahr bezeichnen ebenfalls diesen Tag.
 
Ein Dreikönigsfest kennt der liturgische Generalkalender nicht, außer in Köln, von wo sich dieser Brauch seit dem 13. Jahrhundert durchgesetzt hat. Nachdem 1164 (Translationsfest 23. Juli) die Gebeine der heiligen Dreikönige von Mailand nach Köln gelangt waren, bildete Köln das Zentrum der Dreikönigsverehrung. Wallfahrten und Prozessionen, Patrozinien, Patronate, Bruderschaften bildeten sich.
 
Als Feiertag ist der Dreikönigstag heute fast überall abgeschafft. Gesetzlicher Feiertag ist der Dreikönigstag noch in den deutschen Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt, in Österreich und in Teilen der Schweiz. Auch dort, wo der Dreikönigstag nicht mehr gesetzlicher Feiertag ist, wirkt das alte Fest aber noch insofern nach, als die weihnachtlichen Schulferien erst nach dem 6. Januar beendet sind, die Schule also meist mit dem 7. Januar beginnt.
 
Fest der Taufe Jesu:
 
Dieses Fest wird am Sonntag nach dem 6. Januar gefeiert und beendet den Weihnachtskreis im Kirchenjahr bzw. stellt den Beginn des 1.Sonntags im Jahreskreis I dar. Es erinnert an die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer im Jordan (Mk 1,7-11; Mt 3,13-17; Lk 3,15-22; 1.Joh 5,1-9). Mit der Taufe im Jordan beginnt Jesu öffentliches Wirken. Die Worte des Täufers bezeugen Jesus als Messias, den Sohn Gottes, der als Gottes ewiges Wort ganz Mensch geworden ist, um sich selbst zu opfern, damit die Menschheit wieder mit Gott versöhnt wird.

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